Willkommen bei schreibgeschichten.de. Dies ist mein erster Beitrag in diesem Blog. Hierbei geht es darum, die Welt zu retten. Nicht mehr und nicht weniger. Ja, wieso nicht. Nicht ohne Grund werden in unfreien Staatssystemen jene Menschen, die schreiben, als politische und soziale Gefahr eingestuft. Unsere Geschichte(n) können durchaus das Potential haben, die zu Welt retten. Die einzige Person, die uns davon abhalten kann, sind wir selbst.
Der Schreibprozess ist sensibel und empfindlich
Dass wir unsere Text-Pflänzchen hätscheln, hegen und pflegen sollten, ist geradezu sprichwörtlich. Das Schreiben ist ein intimer Prozess. Dein Hirn, Bauch und Herz sind der Brutkasten, sie versorgen deine Fantasie mit allem Lebensnotwendigen. Das reicht zunächst aus.
Texte solltest du aus diesem Grund nicht zu früh mit jemanden teilen. Das wissen wir im Grunde genommen. Eigentlich. Aber uneigentlich lechzt deine jubelnde innere Stimme so sehr nach Lob, Begeisterung und sie achtet auf jede Mimik-Veränderung der von dir ausgewählten Erstleser:innen, feiert jedes Schmuzeln als kleinen Triumph. Tue es nicht! Noch nicht! Das sind nur scheinbare Triumphe. Kurzlebig.
Die Gefahr ist zu groß, dass sich eine Kleinigkeit, eine Nebenbemerkung, ein falscher Atmer, eine gerunzelte Augenbraue wie ein Dorn in deine Schreibseele festsetzt und viel Unheil anrichtet. Meine Empfehlung ist, erst dann deine Geschichten aus der Hand zu geben, wenn sie es dir von sich aus signalisiert. Die Geschichte weiß, wann sie fertig ist und bereit ist, in die Welt hinaus entlassen zu werden. Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig überspannt an, zugegeben. Aber mein Tipp ist, probiere es einfach mal aus.
Dein Armageddon: Warum schreibst du nicht?
Zuvor solltest du eine wichtige Frage beantworten. Die Antwort hat die Kraft, eine echte Schutzwirkung zu entwickeln. Es gilt, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. So richtig ehrlich und wahrhaftig. Auch dann, wenn es eigentlich peinlich ist und irgendwelche schmerzenden Erinnerungen lostritt. Nur dann – und ich meine: NUR DANN – sind wir vor ätzenden, lähmenden und jahrelang andauernden Schreibblockaden gefeit.
So lange du nicht beantworten kannst, warum du schreibst, wirst du nicht wissen, warum du nicht schreibst. Du wirst die nervigen Stimmen in dir nicht zur Ruhe bringen können. Sei ehrlich. Dann wirst auf tausendfache Weise belohnt.
Beantworte die Frage: Warum schreibst du?
Diese Antwort ist der Auftakt zu deiner eigenen Heldenreise. Dein Zögern ist normal, sozusagen archetypisch. Deine innere Kritiker-Figur ist der Wächter, der dich warnt und abhalten will, deine Komfortzone zu verlassen. Ich wäre gern deine Mentorin, die dir gut zuredet. Doch loslaufen, dich zu diesem Abenteuer entschließen, das musst du allein.
Dann plötzlich, in diesem Moment geschieht pure Magie! Denn du bist alles mögliche, aber eines bist du ab diesem Zeitpunkt niemals wieder: allein.
Die Welt retten!
Meine Antwortauf die Frage, warum ich schreibe, ist: Ich möchte die Welt retten. Ich möchte Geschichten schreiben, die bedeutsam sind, die jemandem etwas bedeuten. Geschichten, die Mut machen, die Hoffnung geben – die das Potential haben, die Welt zu retten.
Als ich mir dieses Schreibmotiv eingestanden habe (es hat Jahre gedauert) war es mir ewig und zutiefst peinlich. Ein schamhaftes und unangenehmes Gefühl. Es ist schlicht anmaßend von mir, so viel Bedeutung erlangen zu wollen.
Die Magie des Schreibens
Doch dann erkannte ich, das ist in Ordnung. Das Ziel erreiche nicht ich als Person, sondern meine Geschichten. Sie schwirren mir seit Jahren im Kopf herum und verschwinden einfach nicht (so sehr ich sie auch ignoriere). Offenbar sind die Geschichten, Figuren, Welten, Abenteuer und Dramen (manchmal sind es nur Szenen oder Bilder oder bloß Fetzen davon oder sogar nur eine Stimmung) … Sie alle sind offenbar der Meinung, eine Person, die so ist wie ich, sollte sie in die Welt setzen: „Hallo Welt!“
Die Geschichten sind es, die mich ausgesucht haben, nicht umgekehrt. Das ist für mich meine persönliche Magie des Schreibens. Mir hilft es. Das kann sich für dich selbstverständlich ganz anders anfühlen.
Wenn (oder: Falls) diese Geschichten irgendwann viele Menschen erreichen sollten, so dass sie bedeutungsvoll werden – sich sogar anschicken, die Welt zu retten. Dann liegt diese fiktionale Wirkung nicht in meiner Macht.
Das in Ordnung.
Ich darf einfach dankbar sein.
Mehr muss ich nicht tun.